Preise für russisches Gas in Europa
Wie Gaspreise gebildet werden, erklärt der russische Energiekonzern Gazprom normalerweise nicht. Die konkreten Zahlen werden erst während Gaskonflikten bekannt.
Jedes Land hat einen eigenen Liefervertrag mit Gazprom. In der Regel sind die Verträge langfristig, der Preis ist vom Ölpreis abhängig. Gaspreise für verschiedene Länder können sich um das Mehrfache unterscheiden. Die befreundeten Länder erhalten Gas günstiger. Das billigste Gas wird nach Weißrussland, Armenien und Transnistrien geliefert. Der Preis beträgt für sie um 200 $ pro 1.000 Kubikmeter. Die drei sind strategische Partner Russlands. Ferner gehört das armenische Gasverteilungssystem fast ausschließlich Gazprom. Das teuerste Gas wird nach Makedonien, Bosnien, Slowenien, Polen, Tschechien und Bulgarien geliefert. Der Preis für diese Länder beträgt um 500 $ pro 1.000 Kubikmeter. Bei der Preisbildung nutzt Russland sehr aktiv den Rabatt-Mechanismus.
Die Gasfrage wird oft politisiert. Die Preise basieren am häufigsten auf der wirtschaftlichen Grundlage. So liefert Gazprom das teuerste Gas in die Länder, die keine Alternative zum russischen Gas haben. Die Türkei und Deutschland haben erhebliche Rabatte erhalten für die Mitwirkung bei strategischen Gazpromprojekten wie z. B. Nord und Sud Stream.
Es kommt ziemlich oft vor, dass bereits nach Vertragsschluss die Gaspreise als nicht marktgerecht durch Vertragspartner angefochten werden. Streitigkeiten über Gaspreise werden normalerweise vor dem Stockholmer Schiedsgericht entschieden. Das Schiedsgericht wurde bereits von der Türkei, Deutschland und Italien angerufen. Jeweils nach dem Schiedsspruch zahlte Gazprom die Differenz zurück.
Die Ukraine kann aus verschiedenen Gründen nicht mit einem "Verwandschaftspreis" rechnen. Der Preis für die Ukraine gemäß zurzeit gültigen Vertrag beträgt 486 $ pro 1.000 Kubikmeter. Im ersten Vierteljahr 2014 hat Gazprom allerdings nach der zweimaligen Rabattierung Gas mit einem Preis von 268,5 Dollars pro 1.000 Kubikmeter geliefert. Zum einen hatte im Dezember 2013 Moskau Kiew einen 30 %-Rabatt für das Gas gewährt, um Präsident Janukovitsch zu unterstützen. Nach dem Machtwechsel in der Ukraine im Februar 2014 zog Moskau seinen Rabatt zurück, weil die Ukraine die Vereinbarung zur rechtzeitigen Schuldentilgung - die Voraussetzung für die Gewährung dieses Rabatts - nicht erfüllt hatte. Den weiteren Preisnachlass in Höhe von 100 US-Dollar hat Russland im Jahr 2010 für die Unterzeichnung des Vertrages über die Stationierung der russischen Schwarzmeerflotte auf der Krim gewährt. Der Vertrag sollte ab 2017 gelten. Nach dem Anschluss der Krim im März 2014 hat Russland den Vertrag widerrufen und den Preisnachlass zurückgezogen.
Hier sind einige Preise (pro 1000 Kubikmeter) für die Lieferungen vom russischen Gas in europäische Länder (nach Angaben der unabhängigen russischen Zeitung "Sobesednik"):
Makedonien - 564 $, Polen - 528 $, Bosnien - 515 $, Tschechien - 503 $, Bulgarien - 501 $, Dänemark - 495 $, Slowenien - 486 $, Griechenland - 477 $, Serbien - 457 $, Italien - 440 $, Rumänien - 432 $, Slowakei - 429 $, die Türkei - 407 $, Österreich - 397 $, Frankreich - 394 $, Finnland - 385 $, Deutschland - 379 $, Niederlande - 371 $, Großbritannien - 313 $, Transnistrien - 240 $, Armenien - 189 $ und Weißrussland - 186 $.
Quelle: www.sobesednik.ru
Fotoquelle: www.zn.ua