Keine einheitliche Linie
Dass die Community der Ostexperten und mit Russland befassten Organisationen nicht einheitlich tickt, war schon lange klar. Teilweise sind die Vorstellungen jedoch so unterschiedlich, wie man sich gegenüber Russland verhalten sollte, dass keine einheitliche Linie ersichtlich ist und man damit kaum Gewicht in der Politik hat.
So vertritt der Osteuropa-Verein der deutschen Wirtschaft (vormals OMV) eine eher Russland-kristische Haltung und lud vor allem Vertreter der Ukrainischen Regierung zum Jahrestreffen in Berlin am 3.2.2015 ein. Der mächtige Ostausschuss, der zunächst das Primat der Politik beteuert hatte, ist wegen seiner in Russland tätigen Mitglieder den Sanktionen gegenüber sehr verhalten eingestellt und tritt für eine schnelle Verbesserung der Beziehungen zu Russland ein. Aus den Handelskammern kommen bisweilen auch widersprüchliche Signale; Fakt ist, dass sich bei Russland-Tag des DIHK am 27. Februar 2015 in Berlin kaum ein Entscheidungsträger aus der Politik blicken ließ, obwohl noch im Jahr zuvor die Minister Gabriel und Ulukaev auftraten.
Die weniger wirtschaftlich geprägten Organisationen wie etwa die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) sind ihrem Wesen nach Russland-kritischer, da sie auch keine Firmeninteressen vertreten müssen, die schon seit Jahren in Russland tätig sind, sondern lediglich ihrer Wissenschaft verpflichtet sind. Und fallen die Urteile über den gegenwärtigen Konflikt teilweise höchst unterschiedlich aus. Insgesamt hat man das Gefühl, dass diese Gemengelage zu einer Paralyse der Expertenmeinungen im Hinblick auf Russland führt.
Zur näheren Betrachtung der Einstellung der deutschen Wissenschaftswelt und gesellschaftlicher Gruppen im Hinblick auf die Ukraine und Russland, so lesen Sie im Aufsatz "Glaubenskriege: "Russlandversteher" und Russlandgegner in Deutschland".
Fotoquelle: www.dejurka.ru