Annäherung Russlands an China

Russland Wirtschaft

Nachdem die Handelsbeziehungen zu den westlichen Staaten aufgrund der Sanktionen spürbar zurück gegangen sind und die Finanzierung der Banken schwieriger geworden ist wendet sich Russland verstärkt China zu.

Im Rahmen der gemeinsamen Feiern zum Tag des Sieges im Zweiten Weltkrieg haben Russland und China eine Reihe von Handels- und Finanzvereinbarungen unterzeichnet. Chinesische Banken haben zu Gunsten russischer Banken Kreditlinien in Höhe von insgesamt über 12 Milliarden US-Dollar eröffnet.

Die größte Kreditvereinbarung haben die russische Vnesheconombank (Bank für Außenwirtschaft) und die chinesische China Development Bank unterzeichnet, wonach die chinesische Bank einen Kredit i.H.v. 8 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung der Infrastruktur, Kommunikationen und Landwirtschaft im Fernen Osten und Sibirien gewähren soll. Die Vnesheconombank bekommt zusätzlich dafür noch 600 Millionen US-Dollar von der China Eximbank.

Die China Development Bank eröffnet außerdem eine Kreditlinie für die Finanzierung von Handelsoperationen i.H.v. 1 Milliarde US-Dollar zu Gunsten der russischen Sberbank und i.H.v. 2 Milliarden US-Dollar zu Gunsten der VTB. Die VTB bekommt zusätzlich 480 Millionen US-Dollar von der China Eximbank.

China und Russland haben ferner ein Memorandum über den Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke Moskau-Kasan beschlossen Danach haben sich Chinesen bereit erklärt, in das Projekt ca. 7 Milliarden US-Dollar zu investieren. Ca. 2 Milliarden US-Dollar sollen als Stammeinlage eingezahlt sowie weitere 5 Milliarden US- Dollar als Kredit gewährt werden. Das gesamte Investitionspaket des Projekts beträgt ca. 20 Milliarden US-Dollar. Ursprünglich war bezüglich des Projekts mit Siemens verhandelt worden. Die Verhandlungen waren jedoch wegen der gegenseitigen Sanktionen abgebrochen worden.

Gazprom und die Chinesische National Petroleum Corporation (CNPC) haben eine Vereinbarung über Rahmenbedingungen von Gaslieferungen getroffen. Die Grundvariante der westlichen Route sieht vor, dass innerhalb von 30 Jahren über die Gaspipeline „Altai“ 30 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich nach China geliefert werden.

In der Elektroenergiebranche ist die Gründung von Joint Ventures für die Entwicklung der Energiewirtschaft im Fernosten vereinbart (russische Rossetej und Rosgidro sowie chinesische Unternehmen) worden.

Nach einer weiteren Vereinbarung kauft China innerhalb von 3 Jahren 100 Flugzeuge des Typs Sukhoi Super Jet-100 im Wert insgesamt von ca. 3 Milliarden US-Dollar. Der russische Hubschrauberhersteller „Vertolety Rossii“ hat mit der chinesischen Aviation Industrie Corporation (AVIC) die Herstellung eines gemeinsamen schweren Zivilhubschraubers vereinbart.

Am 6.6.2015 hat die russische Fluggesellschaft Transaero direkte Flugverbindung zwischen Sankt Petersburg und Peking eröffnet. Die Zahl der Reisenden auf dieser Strecke hat sich im Jahr 2015 um 15-20 % erhöht.

Bei dem Treffen der russischen und chinesischen interparlamentarischen Kommission, die am 9.06.2015 in Moskau stattgefunden hat, wurde u.a. über die Anbindung der Großprojekte Russlands und Chinas - der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft (EAG) und der Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße - diskutiert. Laut Valentina Matwijenko, der Sprecherin des Föderationsrates, könnte in der langfristigen Perspektive dieser Prozess zu einer Vertiefung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit des ganzen eurasischen Kontinents führen. Ursprünglich sah Russland allerdings in dem chinesischen Großprojekt eine Bedrohung für seine Interessen.

Die Wende nach Osten findet Unterstützung auch in der Bevölkerung. Nach Angaben des Zentrums für Meinungsforschung "Levada" sehen 80 % China positiv (im Vergleich: 73 % halten die USA für einen unfreundlichen Staat). China stelle im Gegensatz zum Westen keine politischen Forderungen für eine Zusammenarbeit. China gelte jetzt als ein Land, mit dem man Kontakte pflegen kann, während es Probleme mit der westlichen Welt gibt, so Forscher des Levada-Zentrums.

Fotoquelle: www.kremlin.ru

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