5 Faktoren, die Investition behindern

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Im Mai 2017 erschien in der russischen Zeitschrift "Ekonomika i Zhizn" ein kurzer Artikel der Chef-Ökonomin der Alfa-Bank, N. Orlova, in dem diese die größten Investitionshindernisse in Rußland zusammenfasst.

1. Faktor: Das schnelle Importwachstum gehe nicht einher mit der Beschleunigung der Investitionsaktivitäten, sondern sei Zeichen für den Prozess der Reservebildung.

Der Import aus dem Ausland wachse zwar. Dies sei jedoch kein Indikator für wirtschaftliches Wachstum insgesamt. Hinter dem Importwachstum in allen Warenkategorien von insgesamt 25 % im ersten Vierteljahr 2017 könnten jedoch in der Wirklichkeit Entscheidungen der Unternehmer stehen, Reserve zu bilden, bis der Rubel wieder erstarkt.

2. Faktor: Die Orientierung des Haushalts nicht auf eine Erhöhung der Löhne im realen Bereich, sondern auf soziale Ausgaben (wesentliche Rentensteigerungen in manchen Bereichen), sei eine schlechte Nachricht aus Sicht der Nachfrage.

Die Haushaltsausgaben blieben an den Ölpreis von 40 US-$/bbl. gebunden. Die sozialen Ausgaben hätten 39 % aller Ausgaben des Haushalts im ersten Vierteljahr 2017 ausgemacht. Dieses seien um 29 % gestiegen. Die Inflation sei allerdings unter Erwartungen geblieben. Das Einfrieren der Löhne im Staatsbereich bremse die Erholung der Nachfrage, weil die Rentenauszahlung einen schwachen Effekt auf das Wachstum hätten.  

3. Faktor: Die verschobene Wiederaufnahme der Kreditaktivität bremse die Erholung des Verbrauchs. Die Unternehmenskreditierung werde weiter reduziert. Dies sei mit der Reduzierung des Kredit-Portefeuils verbunden. Die Unternehmen nutzen jetzt den stärkeren Rubel, um ihre Kreditverpflichtungen zu erfüllen.

Das durchschnittliche Wachstum der Verbraucherkreditierung betrage seit 2016 nur 0,2 % monatlich. Die Verzögerung des Kreditwachstums sei jedoch das wichtigste Hindernis der Erholung des Verbrauchertrends. Wenn das Wachstum der Verbraucherkreditierung auf dem Niveau bleiben werde, werden die Verbraucher ihre Kredite mit eigenen Mitteln finanzieren müssen (Zinszahlungen i.H.v. 1,9 Billionen Rubel). In diesem Fall müsse man berücksichtitgen, dass seit vier Jahren hintereinander die negative Differenz zwischen dem Wachstum von Krediten (Erhöhung von Verpflichtungen) und der Finanzierung der Verpflichtungen (Zinszahlungen) bestehe. Das heißt, dass die Verbraucher ihre Kredite mit eigenen Mitteln finanzieren. Bei früheren Finanzkrisen dauerte eine solche Periode nur zwei Jahre.

4. Faktor: Ferner fehle ein Zusammenhang zwischen dem Hypothekenwachstum und dem Wachstum im Baubereich. Das Hypothekenwachstum betrage noch 10 % jährlich. Die Bauindustrie zeige jedoch bereits seit 2014 einen Rücklauf (Im Jahr 2016 um 4,2 %).

5. Faktor: Unbestimmtheit der Steuerpolitik

Die Wirtschaftserholung kollidiere mit großen Hindernissen wegen der Unbestimmtheit der Steuerpolitik  nach 2018 (Präsidentenwahl). In den Medien werde über eine mögliche Erhöhung der Mehrwert- und Einkommensteuer sowie Erhöhung des Rentenalters spekuliert.

Fotoquelle: www.finparty.ru

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